Jeder, der eingeklemmt in einem Stau gestanden hat ohne Chance auf ein Vor oder Zurück, hatte sicher schon diesen Traum: Jetzt einfach den „Abheben-Knopf“ drücken, um dieser beklemmenden Lage zu entfliehen. Wie weit ist dieser Traum aktuell von der Wirklichkeit entfernt?
Bereits 1948 verfolgte der Ingenieur Moulton Taylor diese Vision und gründete das Unternehmen Aerocar Incorporated in Longview, USA. Ein Jahr später erhob sich der Prototyp „Aerocar Model I“ zu zahlreichen Testflügen. „Aerocar Model III“ war technisch serienreif. Taylors Aerocar ist als Auto eiförmig und zieht einen mehr als doppelt so langen Anhänger hinter sich her. Denn im Wandel vom Ei zum Vogel werden die als Anhänger konzipierten Flügel aufgeklappt und mit Bolzen am Autodach gesichert. Genauso wird das Leitwerk an der Karosserie befestigt. Ein 5,9-Liter-Lycoming-Flugmotor treibt die Propellerwelle an. Weltweit existieren fünf dieser Modelle. Kurz vor dem Start zu ihrer Serienproduktion in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde diese ausgebremst durch verschärfte Zulassungsbestimmungen. Taylor beschäftigte sich fortan mit Wasserflugzeugen. Sein „Aerocar COOT“ landet nicht wie herkömmlich auf Schwimmkörpern, sondern auf dem Bauch des Fluggestells und ist nutzbar wie ein Boot.
„Aerocar 2000″ knüpfte dort an, wo Taylor aufgehört hatte. Basis ist jedoch nicht mehr ein kurios anmutendes Auto-Ei, sondern der schnittige Lotus Elise, der sportliche Flitzer von Lotus Cars. Seine Leichtbauweise und geringen Abmessungen prädestinieren ihn dafür. Sein Fahrgestell wiegt lediglich 65 kg und ist aus einer Aluminiumlegierung gefertigt. Die Karosserie besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff. „First take simplicity, then add lightness“ lautete das Motto von Firmengründer Colin Chapmande. Komfort bietet Lotus Elise nicht, dafür herausragende Fahrleistungen, die spürbar sind. Vom Road-Runner zum Adler wird das Fahrzeug lediglich durch ein Verdeck, in das der Motor und die Tragflächen von Lotus Esprit integriert sind. Lotus Esprit ist ein zweitüriges Coupe. Das neue Aerocar erreicht als Flugzeug 270 km/h mit einer Reichweite von 480 km und als Auto 200 km/h mit einer Reichweite von 800 km. Technisch stehe der Serienreife nichts entgegen. In der praktischen Anwendung wirft Aerocar viele bislang ungeklärte Fragen auf.
Einen völlig anderen Ansatz in punkto fliegende Autos verfolgen der Flugzeughersteller Airbus in Kooperation mit dem Autounternehmen Italdesign. „Pop.up.“ heißt ihr Konzeptauto und gleicht auf der Strasse einem Smart-Modell. Der Passagierraum ist auf ein modulares Fahrzeuggestell aufgesetzt. Erhebt sich das Gefährt mittels eines dronenähnlichen Quadcopters in die Luft, bleibt das Fahrgestell auf dem Boden zurück. Die Personen werden transportiert, steuern können sie nichts. Einsatzmöglichkeiten sehen die Hersteller in einem autonomen, fliegenden Taxidienst: Die fliegende Kapsel setzt am Landeort auf ein anderes Fahrgestell auf. Ein Vorteil dieses konzeptionellen Ansatzes ist, dass es keiner zusätzlichen Infrastruktur bedarf.