Karosserie-Ikonen und Formklassiker wie der Jaguar E-Type oder Citroen DS werden ausgeweidet, kopiert, imitiert und in ihrem Inneren mit neuer Technik ausgestattet. Originaltreue spielt dabei nur noch eine untergeordnete bis keine Rolle mehr. Hauptsache es entsteht ein Hingucker.
Replica-Mania, Experten sprechen bereits vom Replica-Wahnsinn, der absolut nichts mit Replika im herkömmlichen Sinn gemein habe. Manufakturen haben Hochkonjunktur, die bevorzugt schwungvolle Modell aus den 60er Jahren mit GFK-Haut und neuer Technik auf die Straßen schicken. Grund dafür ist sicherlich in der Phantasielosigkeit und Eintönigkeit moderner Modell zu suchen.
Gegen diese Monotonie wetterte Design-Papst Prof. Luigi Colani bereits vor Jahrzehnten. Für Colani gibt es keine individuellen Autos mehr seit dem Computerdesign: “Früher konnte man einen Amerikaner, Italiener oder Russen auf einen Kilometer Entfernung erkennen. Wenn ich heute bei Audi, Toyota oder wie sie alle heißen, die Benches vertausche, kommt ihr doch alle ins Schleudern“, gab er seine Meinung zur Tuning- und Autoszene lautstark kund. Und, ob man es hören wollte oder nicht: „Spoiler kommt aus dem Flugzeugbau und heißt Bremse! Kloppt euch das in die Birne!“
Beliebte Replica-Vorlagen bilden Corvette-Modelle von Chevrolet, wobei verschiedene Stilelemente unterschiedlicher Modellreihen miteinander verquickt werden. Retro-Touch ohne das berühmte Motorblubbern, dafür aber mit sparsamer GM-Technik. Das amerikanische Tuning-Unternehmen Anteros baut aus einer Corvette C6 einen Roadster im Ferrari 365-Stil. Der japanische Tuner Mitsuoka nutzt als Ausgangsmodell einen Mazda MX-5 und pimpt diesen zu einem Roadster im Morgan-Look.
Andere Manufakturen nehmen es mit den stilistischen Elementen genauer, entleihen die Technik den Großserien und überziehen diese mit Karossen im Eigenbau, wie beispielsweise Gitterrohrrahmen, umspannt mit Kunststoffhäuten oder Aluminium. So entstehen Plagiate des Mercedes 300 SL oder dem AC Cobra Daytona Coupé. Aus zwei mach‘ eins: Nach diesem Motto arbeitet das US-Unternehmen Singer und die britische Eagle-Group. Die technische Modernisierung basiert stets auf einem Originalmodell. So entsteht beispielsweise aus einem Porsche 911 ein Porsche 911, der nur so aussieht, als ob er ein „Oldie“ wäre.